Bergsteigen
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Wandern und Klettersteig im Karwendel
rund um das Halltal und auf die Bettelwürfe
Juni 2007
Es wird Mitte September, und wir sind unterwegs für unsere diesjährige Bergtour. Wir, das bin ich mit meinen beiden langjährigen Wanderkollegen Heinz und Gerhard. Unser Ziel ist diesmal das Halltal im Karwendelgebirge. Am späten Vormittag verlassen wir die Autobahn an der Ausfahrt Hall und machen gleich einen kleinen Stopp. Von hier aus sieht man das erste Mal richtig die Gegend, in der wir in den nächsten Tagen laufen wollen, vor allem die beiden Bettelwürfe, die wir besteigen wollen. Dann geht es weiter durch die Stadt Hall und weiter zum Gasthof Walderbrück, den ich schon vor ein paar Jahren kennenlernte und der mir gut gefallen hatte. Dort machen wir draußen unter den großen Kastanienbäumen Mittag. Dabei beratschlagen wir erst einmal, wie es weitergehen soll. Unseren ursprünglichen Plan ändern wir, der letzte Tag war nicht so ganz nach unserem Geschmack. Aber die erste Tagesetappe bleibt : die Bettelwurfhütte.
Dazu könnte man normalerweise mit dem Auto ein Stückchen in das Halltal hineinfahren ( Mautstraße ), wenn da nicht vor ein paar Tagen eine Mure abgegangen wäre. Jetzt ist erst einmal die Straße gesperrt und nur die LKWs, die den Schutt abholen, dürfen dort fahren. Wir müssen also laufen, eine knappe Stunde ist das bis zur 2. Ladhütte, dem Platz, wo wir ansonsten das Auto abgestellt hätten. 32% Gefälle hat die Straße an einer Stelle, Schwerstarbeit für die LKW-Fahrer und die Bremsen.
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Ab jetzt geht es auch für uns richtig zur Sache, 1000m steiler Anstieg. Zuesrt geht es in die Gamsgufel, ein langes und schmales Kar, voller Geröll und Schutt. Eine gute Stunde geht es so, dann kommen wir erst in Fels und gleich darauf in Latschenwald. Dort finden wir bald eine Punkt mit schöner Aussicht, gute Gelegenheit für eine kurze Rast. Aber das Wetter ist schön, wir haben viel zu erzählen, und so wird es doch eine Stunde, die wir hier verbringen. Doch wir müssen weiter und stellen dabei fest, daß die uns vorliegenden Beschreibungen Recht hatten : ziemlich schweißtreibend und anstregend. Ich jedenfalls merke, das ich in diesem Jahr viel zu wenig trainiert hatte. Um 7 Uhr komme ich oben an der Hütte auf 2077m an, die beiden anderen waren schon früher da.
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Am Aufstieg zur Bettelwurfhütte
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Irgendwie hatten uns ein paar Bilder gereizt, den Grat vom Bettelwurf zur Speckkarspitze zu machen. Aber der Hüttenwirt riet uns davon ab und empfahl die Klettersteige auf den Kleinen und den Großen Bettelwurf ( 2688m und 2726m ). Das machten wir dann auch. Zeit hatten wir genug dafür, und so ging es erst gegen 9 Uhr los.
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von der Hütte aus, der große Bettelwurf in Regenwolken
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Der Aufstieg beginnt gleich hinter der Hütte und führt zuerst über einen Gratrücken Richtung Bettelwurfscharte. Nach ca. 1/2 Stunde kommt eine Schlüsselstelle, ein paar senkrechte Meter an einem Stahlseil. Danach geht es weiter im leichten Fels.
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Beginn der Gipfeltour Start an der Hütte
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In der Scharte gabelt sich der Weg, links rüber zum kleinen Bettelwurf, rechts rüber zum Großen. Zur Marscherleichterung lassen wir unsere Rucksäcke in der Scharte liegen. Wir kommen ja bald wieder hierher, es sind ja nur ein paar 100m ohne großen Höhenunterschied bis zum Gipfel. Dort hin geht es über einen ziemlich schmalen Grat, und jetzt erleben wir zum ersten mal die fast senkrecht und nahezu 1000m hohen Wände der Karwendelberge. Das Wetter ist nicht ideal für eine gute Sicht, es ist leicht bewölkt, aber trotzdem werden noch einige Fotos gemacht. Dann studieren wir noch den Aufstieg auf unseren nächsten Gipfel, der direkt vor uns liegt.
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der Kleine Bettelwurf, von der Scharte aus gesehen |
Aufstieg zum Großen Bettelwurf
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Gipfelfoto
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kurz vor dem Ziel |
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Ab der Scharte geht es steil im Fels aufwärts, hier beginnt der eigentliche Klettersteig. Er ist gut gesichert angelegt, dicke Seile sind an den wichtigen Stellen angebracht. Links geht es steil hinunter in das Vomper Tal, das rund 1000m unter uns liegt. Aber unser Anstieg ist nicht all zu lang und schnell sind wir oben. Es sind schon einige Leute hier, der Gipfel ist gut besucht. Wir genießen wieder die Rundumsicht, die nur durch einige Wolken gestört ist. Von hier oben kann man gut über das Inntal Richtung Süden in die Stubaier und Zillertaler Berge schauen und zu den anderen Seiten über das restliche Karwendel und auch in das Wettersteingebirge zur Zugspitze.
Nach einiger Zeit machen wir uns wieder auf den Absteig, aber diesmal nehmen wir den anderen Weg. Das ist der ältere und er ist auch leichter zu begehen. Aufpassen muß man trotzdem, auch er führt über viel Geröll.
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Gegen 3 Uhr sind wir wieder unten an der Hütte. Die Sonne scheint so schön auf die Terasse, der Rotwein schmeckt gut, und wir sind jetzt zu faul, noch wieter zur nächsten Hütte weiterzulaufen. Also bleiben wir noch eine Nacht länger.
Hier im Halltal gibt es auch viele Gemsen, man sieht bestimmt welche wenn man hier ist, manchmal stehen sogar des morgens auf der Terrasse der Hütte.
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Blick von der Hütte in das Halltal |
auf der Terasse der Bettelwurfhütte |
Am nächsten Morgen geht es wieder gemütlich los, Ziel ist die Hallerangeralm. Zuerst müssen wir mit wenig Höhenunterschied zum Lafatscherjoch. Das dauert eine gute Stunde. Dabei führt uns user Weg mitten durch eine Gamsherde. Die Tiere lassen sich dabei durch uns nicht stören, sie sind das gewohnt.
Am Joch ( ca. 2100m ) treffen sich mehrere Wege, links hinunter in das Halltal, geradeaus zur Pfeishütte, rechts zum Halleranger und dann noch der Anstieg zur Speckkarspitze ( 2621m ). Wir machen wieder Marscherleichterung, legen unsere Rucksäcke ab und steigen so auf zum Gipfel. Zuerst wieder das unvermeidliche Geröll, danach leichte Genußkletterei, größtenteils auf einem Grat entlang. Beidseitig geht es steil hinunter.
Und plötzlich, so ca. 10 min vor dem Ziel, geht es bei mir nicht mehr weiter. Mein mangelndes Konditionstraining schlägt zu, an einer bestimmten Stelle fühle ich mich total unsicher und kann nicht mehr weiter. Ich verzichte auf den Gipfel, setze mich hin und lasse die anderen weiterlaufen. Sie müssen auf den Rückweg hier ja wieder vorbeikommen. Nach gut einer halben Stunde sind sie auch wieder zurück, gemeinsam steigen wir dann zum Joch ab.
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Blick beim Anstieg auf die Speckkarspitze zum Lafatscher |
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Unten am Joch angekommen suchen wir uns eine bequeme Stelle im Gras, machen eine lange Pause und genieß die Aussicht auf die nahen Gipfel. Irgendwann werden wir aufgescheucht, es nahen dunkle Wolken. So machen wir uns auf unseren weiteren Weg zur Hallerangeralm ( 1760m ). Beim Abstieg vom Joch bewundern wir noch die Schnittlwände vor uns, an denen wir vorbeikommen. Hier auf dem Halleranger gibt es 2 Unterkunftsmöglichkeiten für uns: vorne die Alpenvereinshütte und ca. 5 mim weiter die private Alm, und, wie wir später erfahren, in diesem Jahr beide von gleiche Ehepaar bewirtschaftet.
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beim Abstieg zum Halleranger: die Schnittlwände |
die Kapelle auf dem Halleranger |
Wir gehen zur Alm, wo man uns dann erzählt, das in der vorherigen Nacht dort 140 Leute übernachtet haben und auf der AV-Hütte noch mal 120. Anlass war ein Berg-Gottesdienst in der Kapelle hinter der Alm. Ein beliebtes Fotomotiv, sie war auch schon mal auf der Titelseite einer Bergsteigerzeitung. Wir jedenfalls waren froh, die letzte Nacht auf der Bettelwurfhütte geblieben zu sein, dort war es ruhiger und bequemer. Und auch in dieser Nacht war es auf der Alm mit 7 Gästen am Abend ziemlich ruhig, nachdem etliche Mountainbike-Fahrer wieder heimwärts geradelt waren.
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Für den vierten Tag haben wir uns als Ziel die Pfeishütte gewählt. Dazu müssen wir aber erst einmal wieder zurück zum Lafatscherjoch und von dort aus über den "Wilde-Bande-Steig" weiter. Der Weg ist nicht wild, seinen Namen hat er bekommen nach einer sehr aktiven Innsbrucker Bergsteigergruppe vom Anfang des 20. Jahrhunderts. Die waren anscheinend in den Augen Anderer wohl etwas wild. Eine Gipfelbesteigung ist noch offen, fest eingeplant haben wir keinen. Die Rumer Spitze würde uns aber reizen, die haben wir gestern bei der Besteigung der Speckkarspitze von weitem gesehen und auf die könnte man auch von der Hütte aus ohne Gepäck rauf.
Das Wetter ist nicht berauschend, es ist kühl und wolkenverhangen. Oben am Lafatscherjoch weht auch noch ein kalter Wind, so daß wir auch noch Pullover und Anorak anziehen. Der Wilde-Bande-Steig ist relativ eben, hier macht man nur relativ wenig Höhenmeter. Zum Schluß kommt ein kleines Schneefeld, und dann geht es steil im Geröll aufwärts, immer nach dem Motto "2 Schritte steigen und einen wieder runterrutschen". So steigen wir langsam auf zum Stempeljoch, mit 2215m der höchste Punkt unseres heutigen Weges. Kurz vor dem Joch erwischt es uns dann richtig : Regen und wir mitten drin in den Wolken. 50m Sicht haben wir jetzt nur noch. Zum Glück ist der Weg gut sichtbar. Eine Viertelstunde laufen wir so abwärts, dann bekommen wir wieder Sicht.
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Aufstieg zum Stempeljoch |
am Fuß des Stempeljochs |
Blick zurück in das Halltal und zum Bettelwurf |
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Bis zur Pfeishütte ( 1922m ) ist es nicht mehr weit, und wir kommen so gegen 2 Uhr dort an. Mit einen Gipfelabstecher wird es jetzt nichts mehr, heute hört es nicht mehr auf zu regnen. Es sind noch ein rundes Dutzend andere Leute dort, und mit ihnen und der Hüttenwirtin zusammen wird es noch ein gemütlicher Tag. 2 Holländer versuchen noch, den ca. 2 Stunden langen Weg zum Hafelekar und zur Seilbahn zu laufen, aber sie geben auf und sind bald wieder da. Das erinnerte auch wieder an den Gedenkstein, der nur ein paar hundert Meter entfernt am Weg steht. Dort ist vor längerer Zeit eine kleine Wandergruppe im Schneesturm erfroren, weil sie die Hütte nicht rechtzeitig gefunden hatte, im Sommer.
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die Pfeishütte. bei schönem Wetter ist hier viel Trubel |
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Der letzte Tag unserer Tour empfängt uns auch erst mal mit Regen, nicht stark, aber natürlich unangenehm. Wir überlegen, welchen Weg wir jetzt gehen wollen, den kürzeren, wieder über das Stempeljoch in's Halltal, oder den ursprünglich geplanten über Thaureralm und Törl. Und das Wetter hat ein Einsehen mit uns, 10min nach Abmarsch von der Hütte und kurz vor der entscheidenden Weggabelung verschwindet der Regen und es kommt blauer Himmel zum Vorschein. Damit steht die Entscheidung fest. Die Rumer Spitze ( 2454m ) lassen wir aber links liegen, heute wollen wir da nicht mehr rauf. Auch an der Abzweigung zur Vintlalm laufen wir vorbei, das wäre ein kleiner Umweg gewesen. Dann beginnt der Abstieg zur Alm, der plötzlich unterbrochen wird durch eine große Lücke im Weg. Hier hat vor einiger Zeit ein Bergrutsch etliche Meter weggerissen. Nachdem wir das geschafft haben kommen wir dann auf ca. 1800m Höhe in einen dichten Latschenwald, noch schön nass vom Regen. Etliches von der Nässe bekommen wir dabei ab. Doch bald kommen wir auf einen guten Querweg, der uns in wenigen Minuten zur Thaureralm führt ( 1441m ). Hier wird erst einmal gerastet, gegessen und trockene Klamotten angezogen. Die Alm hat eine große Terrasse mit gutem Blick auf das Inntal und die gegenüberliegenden Berge. Gut eine Stunde bleiben wir, dann geht es weiter zum Törl ( oder Torsattel, 1773m ). Die Kaisersäule lassen wir dabei rechts liegen, den Abstecher dahin sparen wir uns. Die Säule ist eine ca. 10m hohe Steinpyramide und wurde 1839 zu Ehren vom Kaiser Franz oder in dessem Auftrag errichtet, je nach Informations-Quelle. Ab dem Törl beginnt dann der endgültige Abstieg mit Zwischenstation an den Herrenhäusern.
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Abstieg zur Thaureralm Blick über das Inntal ins Stubai |
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Aussicht vom Törl ins Halltal |
Das Wort Hall stammt aus dem keltischen und bedeutet Salz. Es ist daher in vielen Ortsbezeichnungen zu finden, wo schon seit langer Zeit Salz abgebaut wird. So war es auch hier im Halltal bis zum Jahre 1967. Übriggeblieben sind unter anderem die Herrenhäuser, früher Verwaltungs- und Wohngebäude für die "Herren", nicht für die Bergleute. Lange Zeit standen die Gebäude leer und verfielen, bis jemand auf die Idee kam, hier eine Gaststube einzurichten. Später kam noch ein Museum in den oberen Stockwerken dazu. Auch der Name Stempeljoch stammt aus der Salzzeit : über diese Joch wurden früher die Stempel = Stützen für die Gänge im Bergwerk gebracht. Das war anscheinend einfacher und billiger als direkt aus dem Inntal. Das Salz wurde mit Wasser im Berg gelöst und dann durch Holzrohre nach Hall zur Saline geleitet. Eisenrohre wurden vom Salz zerfressen und hielten nicht so lange wie Holz. Das Tal unterlag auch früher nicht der Rechtsprechung des Landes, es war ein freies Gebiet. Eine Tafel unten an der 2. Ladhütte ( auch noch aus der "Salzzeit" ) beschreibt dies den vorbei gehenden Wanderern.
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die Herrenhäuser |
Noch am Wegesrand zu finden : ein Relikt aus alter Zeit, ein Wasserrohr aus Holz für die Soleleitung nach Hall |
Rund 2 Stunden machen wir Pause bei den Herrenhäusern, die Hälfte davon mit einer Führung durch das Museum. Dann geht es weiter abwärts Richtung Auto. Das meiste davon auf einer Teerstraße, dafür aber mit einem blauen Himmel und einem prima Panorama um uns herum. Kurz nach fünf Uhr sind wir wieder am Auto, mit dem es dann flott heimwärts geht.
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Ein kleines Stück unterhalb der Herrenhäuser liegt rechterhand, etwas abseits, noch der Gasthof St. Magdalena. Der Name stammt von einem früheren Frauenkloster, daß hier oben mal war. Mit ein wenig Glück entdeckt man auch noch irgendwo nahe der Straße im Felsen eine Madonna, die dort irgendwann mal aufgestellt wurde.
Und wenn man mal am Straßenrand schaut sieht man dort an manchen Stellen auch noch Reste der alten Soleleitung.
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die Reihenfolge der Links hat nichts zu besagen, sie entstand einfach
so wie sie mir eingefallen sind und ich die Web-Adressen gefunden habe.
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meine Linkliste dazu |
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der Bettelwurfhütte |
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der Pfeishütte |
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der AV-Hütte Hallerangerhaus |
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der privaten Halleranger Alm |
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