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Bergsteigen
 

Wer kennt schon den Erbswurstsee ?
mit meinem Sohn Philipp im Hochstubai


Dezember 2007

"Schön soll es sein".
So einfach war die Aussage meiner damals 8-jährigen Tochter Frauke auf meine Anfrage , wie sie sich ihre erste mehrtägige Tour in den Bergen vorstellt. Erst nach weiteren Fragen konnte ich mir besseres Bild von ihren Vorstellungen machen.
Inzwischen sind einige Jahre vergangen und die Kinder beschreiben ihre Wünsche genauer.
Dieses Jahr war Philipp dran , 12 Jahre alt und bisher erst einmal mit mir unterwegs gewesen.
Er wuße schon mehr :
einen See mit Eisschollen drauf wollte er sehen und auch möglichst noch auf den Schollen rumlaufen können, und natürlich auch noch ein paar Felsen zum Klettern.

Damit war dann für mich erst mal die Sucherei angesagt :
wo finde ich solch einen See , mit "kindgerechter" Umgebung und auch für mich noch interessant ?
Fündig wurde ich ( unter anderem ) im Hauptkamm der Stubaier Alpen, genauer gesagt das Windachtal, mit Startpunkt Sölden.

Ende Juni ist es dann soweit. An einem Dienstag morgen um 4 Uhr geht es los.
Wir machen noch eine Umweg und besichtigen das Kochelseekraftwerk.
Dann so gegen 2 Uhr kommen wir in Sölden im Ötztal an. Am Tag vorher hatte ich noch die Info bekommen , das an der Zufahrtsstraße in das Windachtal direkt vor der Schranke ein Parkplatz sei. Die Straße muß erst mal gesucht werden , der winzige Parkplatz ist danach leicht zu finden. Mehr als 5 Autos passen da aber wohl nicht rauf.
Wir machen jetzt erst mal unsere Mittagspause, danach geht es los. Nach 2 Stunden kommt dann ein Gewitter und wir suchen uns einen Unterschlupf , natürlich ziemlich erfolglos. Nur vor dem Regen können wir uns ein wenig verkriechen in der Felswand , an der unserer Straße entlang führt. Zum Glück war es nur ein leichtes Gewitter und nach rund einer halben Stunde geht es dann weiter.
Leicht durchgenäßt kommen wir am Gasthaus Fiegl an. Eine urige Unterkunft , alles alt bis auf das Handy des Wirtes. Sogar die neuesten herumliegenden Bauern- und Jägerkalender stammen aus der Mitte der 80er Jahre. Die Nacht verbringen wir dann in dicken und warmen Federbetten.

Der nächste Morgen zeigte sich wieder mit einem blauen Himmel .
Unser heutiges Ziel ist die Siegerlandhütte ( 2710m ) am Ende des Tales. Dafür sind 3 Stunden Laufzeit angegeben , aber das gilt natürlich nicht für Kinder.
Der Weg führt immer an der Windach vorbei, zuerst noch als Fahrweg, dann als guter Fußweg.
Nach einiger Zeit machen wir eine kleine Rast, bei der wir von 6 Männern überholt werden. Wie wir späer erfahren sind sie die letzten von einem ca. 30 Mann starken Arbeitseinsatztrupp der Sektion Siegen. Sie montieren die neue Brücke auf dem Weg zur Hütte und wir sind die ersten , die sie benutzen.
Ein paar Minuten weiter ist die Talstation der Materialseilbahn. Damit lassen wir jetzt unsere Rucksäcke transportieren, während wir selber "gemütlich" die letzten 400 Höhenmeter zu Fuß machen.
Oben angekommen genießen wir erst einmal von der kleinen Terrasse aus den Ausblick auf das ganze Tal.
Wir belegen unser Lager und dann geht es aber noch einmal ein Stückchen abwärts zu dem kleinen See nahe der Hütte. Eisschollen schwimmen leider nicht mehr drauf , aber die Schneereste rundherum reichen uns auch für heute.
Am Abend genießen wir dann das gute Essen auf der Hütte und die Ruhe. Außer uns sind nur noch 3 andere Wanderer zum Übernachten gekommen.

Am 3. Tag wollen wir dann einen Gipfel "erstürmen".
Reizvoll wäre sicher die Sonklarspitze , 3471m , aber die ist total vergletschert und somit im Moment nichts für uns.
Alternativ wählen wir den Hausberg der Hütte , den Scheiblehnkogel mit 3060m.
Zuerst geht es leider wieder abwärts , an dem See vorbei , an dem wir gestern schon waren. Der Weg führt dann in einen großen Bogen zum Gipfel , er wird sozusagen von hinten erstiegen.
Der Gletscher hier ist nicht mehr all zu groß aber seine Spuren sind nicht zu übersehen.
Anfangs führt der Weg über eine alte Moräne , danach sieht man überall die Schleifspuren vom Eis auf dem Felsen. Das letzte Stück geht dann über einem Grat steiler aufwärts. Hier treffen wir dann auch 2 Gämsen , deren Kletterfähigkeiten von Philipp bewundert werden.
Oben angekommen gibt es eine ausgiebige Mittagsrast mit Blick auf Ötztaler und Stubaier Gletscherwelt und auf die Südtiroler Seite vom Timmelsjoch. Beim Abstieg laufen wir ein großes Stück über die noch vorhandenen Gletscherreste, was uns einiges an Zeit erspart.

Aufstieg zum Scheiblehnkogel Aufstieg
zum
Scheiblehnkogel
wir sind nicht allein hier oben



wir
sind
nicht
allein
hier
oben

ein kleines bißchen
geht es auch über einen
Gletscherrest
Aufstieg zum Scheiblehnkogel



wir sind nicht allein hier oben

4. Tag , heute wollen wir rüber zur Hildesheimer Hütte ( 2899m ) .
Vorgestern hatten die 3 anderen Gäste auf der Siegerlandhütte über diesen Weg geflucht ( und mehr ). Jedoch war nach weiteren Äußerungen von ihnen dann klar , das diese Gruppe das erste Mal in dem Alpen war und sich total übernommen hatte.
Der Anfang ist gemütlich bis zum Triebenkarsee ( auch Erbstwurstsee genannt ) , wo wir eine kurze Pause machen.
Danach geht es aufwäts zum Gamsplatzl , mit 3019m höchster Punkt für heute, immer mit Blick auf den Triebenkarlasferner.

Gletscher am Weg Gletscher am Weg

Pünktlich mit unserer Ankunft oben kommt auch das schlechte Wetter. Jetzt sitzen wir in den Wolken und werden nass. Unsere Pause verbringen wir geschützt hinter den breiten Steinmännern, die hier stehen und bei guten Wetter schon von den Hütten aus zu sehen sind.
Beim Abstieg wird es wieder besser, und wir sehen auch bald schon von weitem unser heutiges Tagesziel. Aber leider geht es erst weit hinunter , um dann in einem kurzen und kräftigen Aufstieg wieder hoch zur Hütte zu führen. Dabei führt der Weg direkt am Fuß des Pfaffenferners vorbei.
Die Hildesheimer Hütte ist etwas größer als die vorherige, aber die Speisekarte ist haargenau die gleiche. Wen wunderts , sind doch die beiden Hüttenwirte Brüder. Hier ist es auch voller , viele Gäste sind über den Stubaier Hauptkamm gekommen, z.B. von der Dresdner Hütte oder von einer Tour zum Zuckerhütl.
Das Gewitter am späen Abend kündigte schon das Regenwetter des nächsten Tages an, uns stört es aber nicht angesichts der vielen schweren Gewitter , die wir in den letzten Wochen schon zuhause hatten.

5. und letzter Tag, Abstieg und Heimfahrt.
Aber zuerst gehen wir noch mal ein paar Meter runter zum See an der Hütte.
Er ist so wie sich Philipp seinen Eissee vorgestellt hat,
nur das er auch hier nicht auf den Schollen rumlaufen kann.
am See an der Hildesheimer Huette
Anschließend geht es auf der anderen Seite der Hütte abwärts Richtung Sölden. Nach gut 2 Stunden ( die meiste Zeit davon im Regen ) sind wir wieder am Gasthof Fiegl zur Mittagspause , 2 weitere trockene Stunden späer dann am Auto.
Noch ein kurzer Abstecher nach Sölden , ein paar Mitbringsel für die Daheimgebliebenen holen , und so gegen 10 Uhr abends sind wir wieder zuhause.

Schön war die Tour , es hat sich gelohnt für uns beide. Wir haben beide was Neues gesehen und Philipp hat dabei auch nebenbei noch was gelernt ( Beispiel : "Warum ist der eine Buchstabe ( das "I" ) auf dem Grenzstein kaputt ? " >> Geschichte Südtirols ). Und die Vater - Sohn Beziehung wird dabei auch mal wieder aufgefrischt ohne Streß durch Schule und Beruf.

Dieser Bericht stand so im Jahresheft 2000 der Sektion Weinheim



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