"Mo, Mi, Fr", so stand es vor 20 Jahren auf dem Busfahrplan.
Ob heute der Bus noch fährt habe ich nicht feststellen können, aber daß der Fremdenverkehr sich hier in dieser Zeit erheblich weiterentwickelt hatte war deutlich zu sehen.
Es geht um das Ridnauntal in Südtirol, Startpunkt unserer 6tägigen Tour durch den südlichsten Teil der Stubaier Berge.
Rund 5 Stunden Fahrt mit dem Bus , eine längere Pause , dann noch mal gut 2 Stunden mit dem Taxi, so war der erste Teil unseres Tages.
Jetzt noch rund 4 Stunden Aufstieg zur Teplitzer Hütte auf 2586m, und pünktlich dazu beginnt es gleich zu regnen.
Nach rund 3 Stunden machen wir dann eine kurze Pause auf der Grohmannhütte, winzig, aber groß genug zum Aufwärmen und zum Löschen des Durstes: der Bedarf reicht von 2 Obstlern bis 2 große Apfelschorle.
Die Ankunft am Tagesziel bleibt unvergeßlich, so herzlich wie von diesen 3 Großmüttern (alle über 70 Jahre alt) , die hier mit dem Wirt den Laden schmeißen, wurden wir bisher noch nirgends empfangen.
Wir , das sind Christine , Julia, Herbert, Claus und ich, Hans-Hermann auf einer 6-Tages-Tour durch die südlichen Stubaier Alpen.
Nächster Morgen :
strahlend blauer Himmel , keine Wolke zu sehen , und unsere nassen Klamotten sind auch wieder trocken. So wünscht man sich doch eine Tour , oder ?
Hier oben gibt es einen wundervollen Blick in die Gletscherwelt des Übeltalferners, mit Blick auf Becherhaus, Sonklarspitze und weiteren Gipfeln.
Zuerst geht es für uns erst mal wieder 300m abwärts zur Grohmannhütte zurück,
aber wir sind uns einig : der zusätzliche Aufstieg hat sich gelohnt.
An der Hütte biegen wir dann von unserem gestrigen Weg ab. Noch ein bisschen abwärts, dann führt uns eine schmale Brücke über den Gletscherbach in den weiten Talkessel. Gleich gabelt sich der Weg : Links über einen zweiten breiten Bach führt die Nummer 33, geradeaus die 33A, "7 Seen Runde" genannt. Wir machen davon nur die 7 Seen, mit der "Runde" würden wir wieder auf unseren gestrigen Startpunkt kommen. Die Nummer 33 führt auf der anderen Seite des Tales lang und schafft nur 2 Seen.
Beide Wege treffen sich wieder am Egetenjoch auf 2700m Höhe, dem höchsten Punkt dieses Tages. Beim Abstieg laufen wir auf der Westseite des Egetensees vorbei, ein leuchtend weißer Hang aus Marmorgeröll !
Ziel ist die Poschalm , oder Kastenalm , oder Moarer Alm.
Ein einziges Gebäude, aber aus historischen Gründen mit vielen Namen.
Es ist noch eine richtige Alm, bei der das Vieh den Lebensrhytmus bestimmt und nicht der Tourist. Zu essen gibt es erst, nachdem die Kühe gemolken sind, aber zwischendurch stellt der Wirt ( oder ist es der Senn ? ) uns eine große Portion Schinken und Käse auf den Tisch.
Das wir hier trotzdem nicht am Ende der Welt sind zeigt uns der Besuch eines Kamerateams des ZDFs, das zufälligerweise heute hier auftaucht. Aber nicht wir sind das Ziel dieser Leute, sondern eine Reitergruppe aus dem Tal.
Bis zum Schlafen gehen haben wir auf jeden Fall genug gesehen, erlebt, erzählt und Rotwein getrunken.
Am nächsten Morgen gibt es dann ein Frühstück mit selbst hergestelltem Graukäse und eigener Butter von der Alm.
Der Wirt schaut indessen mit dem Fernglas nach dem Bus, der ihm seine nächsten Gäste bringt. Es sind die Leute, die unten im Tal eine Führung durch das Bergwerksgelände gebucht haben.
Ja, hier oben auf über 2000m Höhe war mal ein Bergwerk, über 800 Jahre lang.
Bereits die alten Fugger sind davon reich geworden.
Unser heutiges Ziel ist die ehemalige Bergwerkssiedlung "St. Martin am Schneeberg", bis vor ein paar Jahrzehnten eine blühende Gemeinschaft mit bis zu 1500 Einwohnern auf knapp 2400m Höhe. Das Herrenhaus ( = Verwaltung ) ist jetzt seit 20 Jahren eine Hütte des italienischen Alpenvereins, mit viel Aufwand auch zu einem interessanten Museum restauriert. Und unsere Volleyballspielerin Julia stellte mit Erstaunen fest, das sie sogar hier oben diesem Sport frönen könnte : 2 Spielfelder sind dafür vorhanden.
Für uns bedeutet das aber erst mal ein Aufstieg zur Schneebergscharte , 2687m, danach geht es gleich wieder runter, bequem in 3 Stunden zu schaffen.
Um 12 Uhr sind wir dann an der Hütte, noch genügend Zeit für eine Mittagspause bis zur Bergwerksführung um 13 Uhr. Wir müssen uns mit der kleinen Tour begnügen, rund 90 min lang. Die beiden anderen gehen schon morgens um 8 Uhr los , an der Timmelsjochstraße bzw. am Museum im Ridnauntal, und dauern bis zu 8 Stunden. Dort geht es dann auch schon mehrere Kilometer durch die Stollen ( von den vorhandenen rund 100km ). Bei uns war das nur ein kurzes Stückchen, ca. 10 Minuten, die andere Zeit waren wir im kleinen Museum an der Hütte und im Gelände rundherum.
4. Tag : alles weiß !
Zumindest die Aussicht, rundherum ist alles in Wolken.
Das beeinträchtigt aber nur unsere Sicht , nicht unsere Stimmung. Wir gehen jetzt erst wieder relativ gemütlich bergauf, die Karlsscharte ist das erste Etappenziel.
Oben angekommen gibt es auch schon wieder eine ganze Menge blauen Himmel mit Gipfel- und Gletscherblick Richtung Stubaier Hauptkamm.
Eine kurze Pause, dann geht es wieder abwärts ins Timmelstal. Zu Anfang im Fels, wo man gelegentlich auch mal "Hand anlegen" muß ( trotzdem harmlos ) , später ein längeres Auf und Ab über ein paar "Hügelchen" , bereichert durch Blicke auf den mäanderförmig sich schlängelnden Timmelsbach. Rund 2 Stunden sind es bis zum Großen Schwarzsee , unserem 2 Etappenziel, gut passend für eine längere Mittagsrast.
Ein beliebtes Ziel auch für Tagestouristen , die von der Timmelsjochstraße kommen, und für die aktiveren Leute Treffpunkt der Wege zum Schneeberg, zur Müllerhütte und zur Siegerlandhütte.
Letztere ist heute unser Tagesziel. Dazu geht es erst mal halb um den See rum und dann wieder aufwärts zur Windachscharte; Grenzübergang für uns, von Italien nach österreich.
Von oben sieht man dann sehr schön die Hütte, aber wenn man glaubt das es gleich runtergeht ist das ein großer Irrtum. Ein Hinweisschild besagt, das es zu gefährlich sei hier direkt abzusteigen, und die rote Markierung führt uns noch weiter aufwärts, ein größeres Stückchen im Geröll am Hang entlang, bis es dann endlich und manchmal etwas knifflig abwärts geht.
Klein, aber fein kann man zur Siegerlandhütte sagen, wo wir bereits erwartet werden. Einer Siegerländer Burg nachempfunden, mit Erkern und bunten Fensterläden, ist sie ein Schmuckstück hier oben. Einzel- und Doppelzimmer bekommen wir hier, teilweise mit Erker und sogar mit einem kleinen Tischchen drin, und das ganze für 7,50 Euro.
Die ersten Biere genießen wir auf der Terrasse, mit Blick auf Windachtal und die 3000er rundherum. Am Abend sitzen wir dann am runden Tisch im Erker der Gaststube, mit dem gleichen Blick nach draußen.
Der nächste Morgen führt uns erst einmal relativ eben zum Triebenkarsee. Dort sammeln sich die Wasser des Triebenkarferners, bevor sie weiter ins Tal fließen. Es ist noch nicht sooo lange her, das der Ferner bis hierher ging, aber damals war noch kein See da.
Auch rund um die Siegerlandhütte findet man noch die Schleifspuren alter Gletscher im Felsen.
Ab dem See geht es aufwärts zum Gamsplatzl, mit 3060m der höchste Punkt der Tour.
Von dort aus kann man beide Hütten sehen, die, von der aus wir heute morgen gestartet sind, und die Hildesheimer Hütte, unser heutiges Ziel. Genauso gut sieht man auch von den Hütten aus die Steinmänner, die hier oben stehen. Von hier oben auf dem Grat Richtung Norden geht es rauf zum Zuckerhütl, aber uns reicht die Aussicht auf diesen Berg von unten aus. Rund 2 Stunden haben wir bis hier oben gebraucht, und das ist etwa Halbzeit bzw. für uns schon wieder Mittagspausenzeit.
Im Geröll ging es rauf, und im Geröll geht es auch wieder runter. Und ohne die roten Striche auf den Felsen würde keiner von uns hier etwas finden, das als Weg zu bezeichnen wäre.
Nach rund einer Stunde ist Schluß damit und wir kommen auf eine Moräne , die der Pfaffenferner hier gebaut hat. Jetzt ist er weit weg, nur noch einen kleinen Rest Eis hat er hier zurückgelassen.
Die Hütte liegt bereits wieder über uns, aber der Weg führt noch tiefer: gut 100m runter , über einen Bach, sofort wieder 300m rauf und dann sind wir endlich da.
Julia, Herbert und ich machen dann noch eine Extrarunde, der Schussgrubenkogel (3211m) ist unser Ziel.
In einem großen Bogen geht es allmählich aufwärts, rechterhand unter uns der Gaißkarferner. Herbert wollte sowieso nicht ganz mit rauf und als es so aussieht als ob wir den Rest des Weges über Schnee laufen müssen dreht er um. Aber wir finden doch noch unseren Weg im Felsen, mit leichten Kletterstellen garniert. Hier ist nichts mehr markiert, sicherlich schon mit Absicht. Ein paar 10m vor dem Gipfel hören wir dann auch auf, ein paar große Blöcke mit Kletterstellen sind im Weg. Eigentlich nicht schwer, aber heute wollen wir nicht, und die Aussicht von hier ist sicherlich nicht schlechter.
Gut 2 Stunden dauert dieser Ausflug, dann sind wir wieder auf der gemütlichen Hütte. Dort gibt es noch eine Rarität, die wir alle genießen : eine Dusche mit Gletscher- Panorama: aus dem Fenster heraus sieht man auf die weißen Ötztaler Gipfel.
Montag morgen, unser letzter Tag.
Es ist alles grau : Wolken rund herum, aber ohne Regen.
Wir steigen ab ins Windachtal, und nach einiger Zeit gibt es auch wieder blauen Himmel. Rund 1000 Höhenmeter kräftig abwärts, dann kommen wir auf den Fahrweg, der uns in 15 min zum Gasthof Fiegl und zur Mittagspause mit Gamsbraten führt.
Abschließend noch gut eine Stunde bis zum Auto, das wir wohlbehalten vorfinden.
Wie bereits zuhause eingeplant haben wir genügend Zeit um auf der Rückfahrt einen Zwischenstopp am neu eingerichteten Badesee von Umhausen einzulegen.
Abends um 11 Uhr sind dann alle wieder wohlbehalten und zufrieden zuhause.
Dies ist der leicht modifizierte Bericht aus dem Jahresheft 2003 der DAV-Sektion Weinheim
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Blick von der Grohmannhütte ins Ridnauntal
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Abstieg von der Teplitzer Hütte links den Bach entlang sind wir gestern hochgekommen, heute geht es ab der Hüttte rechts weiter
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Auf der Kastenalm, links der Senn und Wirt
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Ankunft an der Schneeberghütte
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Christine im Fels, oder: so sieht es aus, wenn man das Bild ein wenig dreht
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Bald sind wir an der Siegerland-Hütte hinten rechts von der Pyramide geht es morgen weiter
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die Siegerland-Hütte, einer alten Burg nachempfunden
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braucht es dazu einen Kommentar ?
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da geht es runter nach Sölden, aber nicht für uns
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am Abend in der guten Stube im Erker
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Blick zurück zur Hütte unterhalb an der Felswand wird gerade geklettert
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im Hintergrund die Oetztaler Alpen
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der Gaiskogel (3129m), rechts davon das Gamsplatzl, unser Übergang
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ganz klein zu sehen: die Hildesheimer Hütte, doch vorher geht es noch mal tief runter
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Rückblick von der Hildesheimer Hütte auf den Pfaffenferner
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Gasthof Fiegl, ab da sind es nur noch 2 Stunden bis zum Auto
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alle Bilder stammen von Claus Götz
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